Freitag, 24. März 2006

Wunschdenken

Wenn ich mir die Art meines Todes aussuchen könnte, schwanke ich zwischen zwei Möglichkeiten.
Ich bin sehr alt, aber klar im Geiste. Ich fühle meinen Tod herannahen und versammle meine Familie um mein Bett, um mich von jedem von ihnen verabschieden zu können. Dann schlafe ich sanft ein.
Oder aber, die egoistischere Variante: wenn ich es am wenigsten erwarte, am liebsten, wenn ich gerade sehr glücklich bin, trifft mich ein Hirnschlag...und AUS! Nur muß ich in diesem Moment allein sein, damit sich niemand aus meiner Familie Sorgen macht.

Leider kann ich es mir nicht aussuchen, aber eines ist gewiß...bevor ich sterbe möchte ich so gelebt haben, dass ich nichts zu bereuen hatte.

Dienstag, 21. März 2006

Frühlingskapriolen



Ich sitze mitten auf dem Gehweg in der Sonne zwischen Ostberliner Plattenbauten und vermatschten Gräsern und Sträuchern, meine Foto-Utensilien um mich verstreut, und versuche, einen Beweis für die Pünktlichkeit des Frühlings zu erbringen.
"Knips...knips...knips...was fotografieren sie denn da?"
Irritiert schaue ich hoch und sehe mich einer Gruppe von sechs 12-14jährigen Mädchen gegenüber. Dicht gedrängt stehen sie um mich herum und gucken auf mich herunter. Ich drehe mich wieder den Büschen vor mir zu.
"Schaut mal, da kommen endlich ein paar Knospen aus dem Boden, pünktlich zum Frühlingsanfang, die fotografier ich gerade", erkläre ich ihnen freundlich und hebe wieder meinen Fotoapparat vor die Augen.
"Wie langweilig...so'n blödes Unkraut...soll ich die kaputt treten?"
"Mach was du willst", antworte ich gleichgültig dem aggressiven Mädchen über mir, völlig auf die Pflanzen konzentriert. Erst als ich eine Bewegung hinter mir spüre und einen Fuß vor meinem Objektiv erblicke, wird mir meine missliche Lage bewußt. Eingekeilt von einer Mädchenbande sitze ich, unsichtbar für die übrigen Passanten, auf dem Boden, umringt von meiner relativ wertvollen Fotoausrüstung.
Mit einem plötzlichen Schrei zertritt das Mädchen die ersten Blumenknospen.
"Verschwinde...aber schnell...bevor ich aufstehe...!!"
Ich habe lange genug im alten Nizza gelebt, um vor so kleinen, aufmüpfigen Angeberinnen keine Angst zu haben, dennoch behalte ich meine Sachen auf dem Boden diskret im Auge.
"Wieso, sie haben mir doch gesagt, ich soll da drauftreten", höhnt die Kleine mir ins Gesicht.
Langsam hebe ich meine Kamera und richte das Objektiv auf sie.
"Sag das nochmal", fordere ich sie ruuhig auf.
"Los...komm...laß die doch...wir gehen...!" mischt sich sich eine Andere ein. Zögernd öffnet sich der Kreis um mich, und so plötzlich wie sie gekommen sind, so plötzlich sind sie auch wieder verschwunden.
Langsam packe ich meine Sachen zusammen, während ich ihnen mitleidig hinterher blicke.
Ihnen ist nicht einmal bewußt, was für ein schöner Tag heute ist!!

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Freitag, 17. März 2006

CARE-PAKET!!!



Deutschlands Osten schrumpft !
(...und die Gehirne unserer Politiker ziehen gleich!!)

Gestern las ich in der "Berliner Zeitung" auf der Titelseite, dass die Entvölkerung Ostdeutschlands jetzt auch die Regierung wachgerüttelt hat.
Herr Wolfgang Tiefensee (SPD), zuständiger Minister für den Aufbau Ost, hat auch schon eine Idee, dies zu verhindern. Kommenden Montag wird er mehrere Modelle vorstellen, wie man eine Rückkehr abgewanderter Menschen in die Heimatregion unterstützen könnte.
Es sollen "HEIMATSCHACHTELN" an 18-30jährige Einwohner Magdeburgs verschickt werden, die das Bundesland verlassen haben, oder es in nächster Zeit zu tun gedenken.
Die Pakete enthalten kleinere GESCHENKE, die positive Erinnerungen wecken und die Magdeburg-Identität stärken sollen.

Inhalt der Schachtel:

- Gutscheine für Bars
- Regionale Produktproben
- Ein Zeitungsabonnement
- 1 HEIMATMAGNET FÜR DEN KÜHLSCHRANK (im neuen Zuhause!)

Lieber Herr Tiefensee,
ich hätte da mal eine Frage!
Wieviel hat den Bundesbürger diese neue Farce gekostet? Ist das Wort "Heimatschachtel" in ihrem weltfremden Hirn entstanden, oder haben sie dafür eine dieser "coolen" Werbeagenturen aus Berlin-Mitte beauftragt, auf unsere Kosten solch eine " menschliche Verhöhnung der besonderen Art" zu kreieren??
Den Erfindern der "Heimatschachtel" gehört dieselbige tief in ihre eigene "Heimat" gestopft.
Aber ich gebe zu, es ist der Neid, der aus mir spricht, weil ich denke, eine viel bessere Lösung des Problems gefunden zu haben:

Ich gehe davon aus, dass Menschen, die ihre Heimat verlassen, dies nicht freiwillig oder gerne tun. Da nützt sicher nicht nur EIN Magnet am Kühlschrank, der sie festhalten kann, insbesondere, wenn der Besagte leer ist. Hier noch ein paar zusätzliche Dinge, die meines Erachtens unbedingt noch mit in die Schachtel gehören:

- Gutscheine für das heimatliche Bordell ( gilt auch für den benachbarten Swinger-Club)
- Regionale Alkohol-Produktproben (lieferbar frei Haus)
- Ein Abonnement für eine Fernsehzeitung (auf Lebenszeit)
- Ein Magnet für den Kühlschrank mit der Aufschrift : Attention...gähnende Leere, aber sauber! (kann auch als Kopfschmuck verwendet werden!)

Mit diesen Zusätzen in ihrer "Heimatschachtel" garantiere ich ihnen, dass die Menschen aus Magdeburg (und aus jeder anderen ostdeutschen Stadt) hundertprozentig keinen Grund mehr haben, den armen Bayern ihre Jobs wegzunehmen.
Eine tatkräftige Idee wäre noch, die Menschen mit ihren Schachteln gleich in ihre Wohnungen einzusperren. Da sie dort nichts weiter zu tun hätten, als wie Kanickel übereinander herzufallen, hätten wir zugleich das Problem des Geburtenrückgangs in Deutschland gelöst.
Die 500.000 Euro für meine Beraterstunde bitte ich sie auf mein Konto in Monaco......zu überweisen.
Hochverachtungsvoll,
.........................!

Mittwoch, 15. März 2006

Gelb in Berlin



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Dienstag, 14. März 2006

Verschlungene Pfade

Mit viel Kraft und Energie sprang das kleine Mädchen vor mir her.
"Du wirst einmal eine schöne Frau werden", dachte ich beiläufig, während ich die Straße überquerte. Auf der gegenüber liegenden Seite streckte mir ein zerlumpter Mann seine Hand entgegen.
"Keine Zeit und kein Kleingeld", murmelte ich halblaut, bevor ich um die Ecke bog. Der plötzliche Zusammenstoß mit dem jugendlichen Skinhead ließ mich eine Pirouette drehen. Schmerzvoll rieb ich meine Schulter.
"Tut mir Leid", hörte ich noch, dann war er verschwunden.
"Halb so wild", stöhnte ich, hob meine Tasche auf und setzte meinen Weg fort.
"Passen sie doch auf", schrie mich hektisch eine junge Mutter an, als ich fast über ihren Kinderwagen fiel, den sie mir ungestüm in die Knie rammte, um an mir vorbei zu eilen.
"Pass selber auf, blöde Kuh", entfuhr es mir gereizt, doch umsonst, sie war schon weiter geeilt.
Erschöpft ließ ich mich auf eine Bank fallen.
Ein kleines Mädchen, ein Obdachloser, ein Skinhead und eine junge Mutter.
Was könnten diese Menschen gemeinsam haben?

Zehn Jahre später:

1. Geschichte:
Der Skin vergewaltigt und tötet die inzwischen 12 jährige Tochter der jungen Mutter. Das kleine Mädchen, jetzt 18 Jahre alt, hat zur Untermiete bei der jungen Mutter gewohnt, und ist Zeugin des Mordes geworden. Der Skin wird aufgrund ihrer Aussage verhaftet. Der Obdachlose ist der unbekannte Vater der jungen Mutter. Er tötet im Rausch den Skin im Gerichtssaal, bevor dieser verurteilt werden kann. Die junge Mutter, die erst jetzt erfährt, dass der Obdachlose ihr Vater war, bringt sich vor Trauer um ihre Tochter und ihren Vater um. Dieser erleidet einen Herzinfarkt, als er vom Tod seiner Tochter erfährt. Das kleine Mädchen wird Zeit ihres Lebens von einer psychiatrischen Klinik in die Nächste eingeliefert.

2. Geschichte:
Das kleine Mädchen verliebt sich in einen netten Banker, der seine wilden Skinheadjahre längst überwunden hat. Auf dem Weg zu einer Party überfahren sie einen Obdachlosen und begehen Fahrerflucht. Sie fliehen zu seiner Chefin, der jungen Mutter, deren inzwischen zwölfjährige Tochter, unsterblich verliebt in den jungen Banker, ein Gespräch belauscht, worbei sie erfährt, dass der Banker und seine ihr verhasste Freundin einen Mann getötet haben. Sie zeigt sie aus Eifersucht bei der Polizei an.

3. Geschichte:
Die junge Mutter kommt nach fast 10 Jahren aus dem Gefängnis, in dem sie wegen einer Drogengeschichte einsaß. Überführt hatte sie damals der Obdachlose, der eigentlich ein verdeckter Ermittler war.Die junge Mutter, deren jetzt 12jährige Tochter als Pflegekind in die Familie des kleinen Mädchens kam, engagiert einen Profikiller, um den Polizisten töten zu lassen. Der Killer, ein ehemaliger Skinhead, erledigt seinen Job und wird der Geliebte der jungen Mutter. Beide wollen die 12jährige Tochter aus der Pflegefamilie entführen, um mit ihr ins Ausland zu fliehen. Das junge Mädchen stellt sich ihnen in den Weg und wird von ihnen erschossen. Die Mutter und der Skin können mit der Tochter nach Kanada fliehen, wo sie mehrere Banken ausrauben, bevor sie gefasst werden.

Und was mache ich in dieser Geschichte?

1. Geschichte:
Ich gehe über eine Brücke, und kann gerade noch rechtzeitig verhindern, dass das kleine Mädchen dort runter springt. Sie erzählt mir ihre Familientragödie, und ich schreibe einen Bestseller darüber.

2.Geschichte:
Ich bin die Großmutter des kleinen Mädchens. Ich behaupte, am Steuer gesessen zu haben, und gehe anstelle meiner Enkelin ins Gefängnis. Da der Obdachlose aber nur leicht verletzt war, muß ich nicht allzu lange dort bleiben.

3. Geschichte:
Ich mache Urlaub in Kanada und gerate in einen Banküberfall. Ich erkenne die junge Mutter aufgrund von deutschen Fahndungsbildern wieder, und kann dazu beitragen, dass sie und ihr Liebhaber gefasst werden. Ich fahre mit einer reichen Belohnung wieder zurück nach Berlin.

"Haste mal'n büschen Kleingeld?"
Erschreckt wache ich von meinen heldenhaften Tagträumen auf. Ich sitze immer noch auf der Bank und habe vollkommen die Zeit vergessen. Mit einem wissenden Lächeln stecke ich dem verdeckten Ermittler einen Euro zu, bevor ich zur nächsten U-Bahn Station eile.

Montag, 13. März 2006

VATERHÄNDE



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Donnerstag, 9. März 2006

Verzauberte Welt


Heute gegen 17:00 ging ich durch die Straßen Berlins; eigentlich kämpfte ich mich mehr durch die inzwischen schon üblichen Schneeschauer, vorbei an vielen eingemummten Menschen, die unter ihren Mützen, Kaputzen und Schirmen vergeblich versuchten, sich vor den feuchten Flocken zu schützen. Die Leute hasteten an mir vorbei, die Autoreifen schrammten über den nassen Asphalt, die Ampeln bestimmten den Rhythmus der großen Kreuzungen. Stoisch stemmte ich mich gegen den ungemütlichen Wind, in Gedanken schon in ein heißes Bad eingetaucht, als plötzlich...ein ungewohntes Geräusch mich abrupt innehalten ließ. Von einer Sekunde auf die Andere fühlte ich mich jäh in eine andere Jahreszeit versetzt...ein Vogel sang aus voller Kehle laut und kräftig mit einer Stimme, die alle anderen Geräusche in den Hintergrund drängte. Mal hell und klar, dann tief und fordernd. Er erweckte in mir ein fast schon vergessenes Gefühl...die Freude auf den kommenden Frühling. Dem Vogel war es egal, ob es frierte und schneite, er fühlte die Zeit der Paarung gekommen und deklarierte voller Inbrunst seine Bereitschaft dazu. Er lockte und zwitscherte, dass es nur so von den Häuserschluchten hallte.
Einen Moment lang lauschte ich andächtig mit erhobenen Haupt seinem Lied, ohne mich an den Schneeflocken zu stören, die mir langsam die Kehle hinunter rannen.
Der Vogel sang von einem Versprechen...und freue ich mich auf seine Einhaltung.

Dienstag, 7. März 2006

Einsicht


Ich fotografiere und filme solange ich denken kann. Vor mir gab es Andere in meiner Familie, die sich unermüdlich bemühten, ihre Umwelt samt ihrer Freuden und Tragödien in Bildern fest zu halten. Ich habe dies von ihnen übernommen und es mir zur Aufgabe gemacht, so viel wie möglich vom Leben um mich herum zu "verewigen".
Aufgrund meiner Filme und Fotos wird mir immer mehr bewußt, wie unbeugsam und unerpressbar die Zeit doch ist...keine Verhandlung ist möglich, kein Bitten, kein Flehen und keine Drohungen zwingen sie in die Knie. Sie ist der unerbittliche Meister unseres Daseins.
Ich sehe die Vergänglichkeit eines jeden kostbaren Moments auf meinen Bildern, und in mir wächst eine unbändige Sehnsucht, diese Augenblicke wieder und wieder erleben zu wollen.
Es ist durchaus möglich, dass ich nur deshalb einen Großteil meines Lebens hinter einer Kameralinse verbringe, um zu versuchen, dieser unausweichlichen Vergänglichkeit ein Schnippchen zu schlagen.

arbre

Wie ausgesprochen dumm von mir!

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